Was tun gegen Diebstähle auf Baustellen?

29. Oktober 2018

Gelegenheit macht Diebe – insbesondere auf Baustellen ist dies ein weit verbreitetes Problem. Der Diebstahl von Werkzeugen und Materialien gehört praktisch zum Alltag in der Baubranche dazu. Leidtragende sind die Betriebe, die teilweise erhebliche finanzielle Verluste in Kauf nehmen müssen.

Ob Winkelschleifer, Kupferdrähte oder Kraftstoffe – geklaut wird auf Baustellen offenbar so ziemlich alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Laut Bundeskriminalamt haben die Diebstahldelikte auf Baustellen in den letzten Jahren zwar abgenommen, die Aufklärungsquote solcher Delikte liegt allerdings nur bei rund zwölf Prozent.

Einen 100-prozentigen Schutz gegen die Diebstähle auf der Baustelle gibt es wohl nicht. Wer sich an ein paar Regeln hält und geeignete Maßnahmen einsetzt, kann den Klau in großem Stil allerdings minimieren und damit einiges an Geld sparen. Wir haben fünf Tipps gegen die Baustellen-Diebstähle für dich zusammengestellt.

Tatort Transporter

Aufgebrochene Transporter, Lagerhallen und Materialcontainer: Langfinger lassen sich eines einfallen, um an ihre Beute zu gelangen. Vor allem Transporter, die in unbelebten Gewerbegebieten, Seitenstraßen oder auf verlassenden Baustellen abgestellt sind, wecken die Neugier.

Seiten- und Hecktüren sind die typischen Schwachstellen der Fahrzeuge und lassen sich mit dem richtigen Werkzeug zügig öffnen.Während für die Beschädigungen am Auto in der Regel die Teilkaskoversicherung einspringt, muss der geschädigte Unternehmer für die Neuanschaffung der gestohlenen Arbeitsgeräte selbst aufkommen – und das wird schnell sehr teuer. Die Ladung eines Betriebsfahrzeugs von Handwerkern ist locker einige tausend Euro Wert.

Um sich effektiv vor Diebstahlschäden zu schützen, haben Unternehmer verschiedene Möglichkeiten:

1. Einbruchsicherung für Kleintransporter

Schiebe- und Flügeltüren mit gewöhnlichen Autoschlössern stellen Dieben vor keine große Herausforderung und sind schnell geknackt. Für sehr viel besseren Diebstahlschutz sorgen spezielle Sicherheitssysteme für Transporter. Diese Sicherheitsschlösser, auch Laderaumsicherungen genannt, gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen, um Schiebetüren, Flügeltüren, Heckklappen usw. zu sichern.

2. Abschließbare Transportboxen verwenden

Machen Sie es Einbrechern so schwer wie möglich, an Ihr Werkzeug zu gelangen. Wir empfehlen, teure Arbeitsgeräte stets zusätzlich in abschließbaren Transportbehältern zu verwahren, die im besten Fall fest im Transporter verankert sind.

3. Versicherung abschließen

Vorbeugung ist gut, doch manchmal reicht auch der beste Diebstahlschutz nicht aus, um das Unglück zu verhindern. Mit der richtigen Versicherung müssen Sie aber nicht selbst für den Schaden aufkommen. Viele Versicherer bieten Inhaltsversicherungen für Betriebsfahrzeuge an.

Es handelt sich um Autoinhaltsversicherungen speziell für Lieferwagen und LKW (manchmal auch Werkverkehrsversicherung genannt), mit denen die Güter bzw. das Transportgut im eigenen Fahrzeug abgesichert sind. Im Versicherungsfall erstattet der Versicherer den Wiederbeschaffungswert oder den Zeitwert der entwendeten Güter.

4. Einbruchsrisiko vermindern

Gelegenheit macht Diebe. Treffen Sie beim Verlassen und Abschließen Ihres Fahrzeugs einige Vorkehrungen, um es als Ziel für Diebe so uninteressant wie möglich zu machen.

Das Wichtigste: Wecken Sie nicht den Anschein, sie wollten etwas verstecken. Lassen Sie das Handschuhfach off enstehen und entfernen Sie das Frontdeck des Autoradios. Verdecken Sie keine Bereiche mit einer Decke. Das lässt potentielles Diebesgut vermuten. Dokumente und Wertgegenstände wie Navigationsgeräte, Laptops oder Handys sollten ebenfalls nicht im Auto herumliegen.

Was tun gegen Elektrodiebstähle auf Baustellen?

Maßnahmen gegen Elektrodiebstähle

Diebe haben auf Baustellen meist leichtes Spiel. Werkzeuge und Materialien lagern oft auch über Nacht noch an leicht zugänglichen Orten, wie z. B. in Bauwagen auf der Baustelle. Mit einem gut durchdachten Ablaufplan, einer intelligenten Übersicht über vorhandene Materialien und einem Team, in dem alle an einem Strang ziehen, können solche Diebstähle minimiert werden.

1. Werkzeug und Materialien dokumentieren

Für eine optimale Vorbereitung solltest du dir bereits vor der Fahrt zur Baustelle einen Überblick über all deine zur Verfügung stehenden Materialien und Werkzeuge verschaffen. Am einfachsten ist es, alle relevanten Informationen in einem Tabellenkalkulationsprogramm (z. B. Excel) festzuhalten. Der Vorteil: In einem einzigen Dokument kannst du deine Bestände notieren, deinen Einkaufsbedarf festhalten und vermerken, wo sich die Gegenstände aktuell befinden.

Wer zusätzlich regelmäßig die Bestände überprüft und mit den Listen abgleicht, hat einen besseren Überblick über die eigenen Werkzeuge und Materialien. Somit bleiben dir auch kleinere Diebstähle nicht verborgen und du kannst rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen einleiten.
Mit unserer Checkliste für die Baustelle kannst du ganz einfach dokumentieren, wer wann welche Werkzeuge ausgeliehen hat und wann sie zurückgegeben wurden.

2. Werkzeuge und Verbrauchsmaterialien beaufsichtigen

Offen stehende Bauwagen, nicht verschlossene Werkzeugkästen und frei herumliegende Werkzeuge sind eine Einladung für Diebe, die durchaus auch bei Tag ihr Glück auf der Baustelle versuchen.

Während des Tagesgschäfts sollten Werkzeuge und Verbrauchsmaterialien daher am besten so gelagert werden, dass immer ein Mitarbeiter in der Nähe ist. Bei hochwertigen Geräten lohnt sich auch eine kurzfristige sichere Verwahrung im abgeschlossenen Bauwagen – auch wenn dies zunächst aufwendiger erscheint. Für die Praxis ist es sinnvoll, klare Regeln festzulegen. Wer kümmert sich z. B. darum, dass die Werkzeuge abends mitgenommen werden und bringt sie am nächsten Tag wieder mit?

3. Mitarbeiter von Regeln überzeugen

Eins steht fest: Nur wenn alle Mitarbeiter wirklich an einem Strang ziehen, können Regeln sinnvoll umgesetzt werden. Es lohnt sich allemal, gemeinsam mit den Mitarbeitern die Folgen von Diebstählen für das eigene Unternehmen zu besprechen und die Sinnhaftigkeit von Regeln zu verdeutlichen. Deine Mitarbeiter sollten überzeugt werden. Entscheidender Vorteil: Wer einbezogen wird, fühlt sich verantwortlicher und setzt sich stärker ein.

4. Alarmanlagen und Videoüberwachung einsetzen

Baustellen, die an abgelegenen Orten liegen, sind von Diebstählen und Vandalismus besonders betroffen. Um Maschinen, Fahrzeuge, Container und Co auf der Baustelle zu sichern, empfiehlt sich ein Alarmsystem mit Funksensoren.

Eine Funkübertragung ist über mehrere hundert Meter möglich und die Alarmzentrale kann im Container oder an einer Baumaschine angebracht werden. Wird ein Alarm ausgelöst, erfolgt eine Information per Telefon oder SMS zu einem beauftragten Wachdienst oder zu einem Verantwortlichen der Baufirma. Bei schneller Reaktion können Diebe so noch auf frischer Tat erwischt werden.

Ähnlich wie bei der Ausstattung mit Alarmanlagen können auch Videokameras an verschiedenen Orten auf der Baustelle montiert werden. Vorteil der sichtbar angebrachten Kameras: Gelegenheitsdiebe lassen sich von ihnen oft abschrecken. Ist ein Diebstahl hingegen bereits geschehen, können die Videobilder zur die Verfolgung der Täter eingesetzt werden.

5. Virtuelle Zäune nutzen (Geofencing)

Geofencing nennt sich die Methode, bei der man mit GPS-Trackern digitale Zäune über ein bestimmtes Gebiet legen kann. Die Methode basiert darauf, dass der Tracker in regelmäßigen Abständen über die aktuelle Position von bestimmten Objekten im vorher definierten Gebiet informiert. Sobald beispielsweise eine teure Bohrmaschine die Baustelle verlässt, wird eine Nachricht per SMS oder E-Mail versendet.
Die Steuerung der digitalen Zäune kann über verschiedene Mobilfunk- und Navigationsgeräte aber auch über Tablets erfolgen. Wie jede Technik hat auch das Geofencing Grenzen. Innerhalb von Gebäuden kann der GPS-Empfang gestört sein und Störsender können den Empfang von GPS-Signalen verhindern.

Service-Angebote der Hersteller

Festool bietet in seinem „All-inclusive“-Service-Paket auch eine Diebstahlsicherung an. Wird eine Maschine gestohlen, kann 36 Monate lang ein neues Gerät mit einer Selbstbeteiligung in Höhe von 100 Euro erstanden werden.

Ein ähnliches Service-Paket hat auch der Hersteller Fein im Angebot. Der „Fein Premium Service“ ist ab 28 Cent pro Monat erhältlich und für eine Dauer von 36 Monaten vorgesehen. Neben Reparaturleistungen erhält der Kunde bei Diebstahl gegen Vorlage der polizeilichen Anzeige ein Neugerät.

Bei Bosch werden Werkzeuge mit Seriennummern versehen, so dass im Zweifelsfall einwandfrei bewiesen werden kann, wer der rechtmäßige Besitzer des Werkzeugs ist. Die Seriennummern werden dafür mit Gerätetyp und Bezeichnung in der Datenbank von Bosch eingetragen.

Das ist jedoch nur dann hilfreich, wenn Diebe auch erwischt werden. Noch in diesem Jahr will der Hersteller hier mit einer neuen Technologie Abhilfe schaffen und eine Technik auf den Markt bringen, die Werkzeugkästen digital auf Vollständigkeit prüft oder verlorene Geräte findet.

Jeder kennt es: Auf Baustellen und in Werkstätten kommt immer etwas weg

HAND-DRAUF-Redaktion

Von Werkzeug bis Unternehmensführung: Mit unseren Ratgebern wollen wir Handwerker*innen Antworten auf viele Fragen geben.

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7 Kommentare

  1. Benny Jäger

    Hallo Contorion Team,
    Bitte schickt uns ein paar Aufkleber „Finger weg von meinem Werkzeug „
    Kulturhof Erpfenhausen
    Jäger & Banzhaf GbR

    Antworten
  2. Lange

    Moin Contorion Team,

    guter Beitrag. Bitte lasst uns einige der Aukleber „Finger weg von meinem Werkzeug“ zukommen.
    Danke Euch im Voraus,

    André Lange
    Küche Aktiv GmbH Berlin

    Antworten
  3. Ivan Marinovic

    Hallo Contorion Team.
    Ihr habt mit dem Thema glaube ich sehr viele
    Unternehmer angesprochen , die dieses Problem
    haben. Die Ratschläge sind sehr gut. Die meisten
    sollten selbstverständlich sein, aber im Eifer des
    Gefechts vergisst man halt diese oft anzuwenden.
    Ich habe vor kurzem was gesehen, was mich sehr überzeugt hat und ich musste lachen aber die Idee ist irgendwie genial. Eine Baufirma hat auf ihre Dokaplatten folgenden Text groß lasern lassen „ GESTOHLEN BEI FIRMA XY“.
    Also die Idee ist doch genial. Ich denke wenn jemand diese Platte nimmt dann hat er immer den großen Text vor den Augen und die anderen sehen den ja auch falls er nicht von dieser Firma ist.
    Habe mit demjenigen gesprochen der diese Idee hatte und er hat tatsächlich gemeint, das seit dem die Platten keiner anrührt. 🙂
    Schickt mir bitte ein paar Aufkleber.
    Danke

    Lg
    Ivan M

    Antworten
    • IR

      Hallo! Das ist ein gutes Beispiel, wie man es auch auf humorvolle Weise lösen kann. Vielen Dank fürs Teilen.

      Antworten
    • IR

      Vielen Dank für Ihren Hinweis. Es handelt sich um die berühmten Seitenstraßen – den Buchstabendreher haben wir verbessert. Frohes Schaffen!

      Antworten
  4. Steffen Schletze

    Hallo Contorion Team,
    bitte schickt mir einige Aufkleber „Finger weg von meinem Werkzeug“.
    Steffen Schletze
    Kunden-Nr. DE2000929452

    Antworten

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