Richtiges Verhalten im Brandfall

12. Juli 2018

Es brennt! Wenn dieser Alarm durch deinen Betrieb schallt, muss es schnell gehen. Besonders gefährlich und oft unterschätzt: der Rauch, der beim Brand entsteht. Er breitet sich mitunter innerhalb weniger Minuten im gesamten Gebäude aus und ist gleich aus mehreren Gründen gefährlich.

Die hochgiftige Mischung aus Rußpartikeln, festen und flüssigen Schwebeteilchen kann beim Einatmen nicht nur in wenigen Minuten zum Tod führen, sondern macht die Flucht aus einem brennenden Gebäude besonders beschwerlich. Rauch nimmt die Sicht, kann mitunter hunderte von Grad heiß sein und ist leicht entzündlich. Um der Rauchentwicklung zu entgehen, ist es wichtig, im Brandfall sich und andere Personen möglichst schnell in Sicherheit zu bringen.

Der Schlüssel zum schnellen und richtigen Verhalten im Brandfall ist eine gute Vorbereitung in Form von regelmäßigen Unterweisungen und Schulungen, sodass die Handlungsabläufe jedem bekannt sind. Testläufe mit allen Mitarbeitern sind daher Pflicht. Alarmpläne zum Verhalten im Brandfall sollten in jedem Unternehmen vorhanden sein. Was im Brandfall zu tun ist, haben wir Ihnen hier zusammengetragen.

1. Brandursachen bekämpfen

Am allerbesten für jeden Betrieb ist natürlich, wenn Brände erst gar nicht entstehen. Sensibilisiere dich und deine Mitarbeiter deshalb für Risiken und Gefahren an deinem Arbeitsplatz. Gerade in Handwerksbetrieben, in denen mit leicht entzündlichen, gar explosiven Materialien gearbeitet wird, führt ein unzureichendes Gefahrenbewusstsein zu leichtsinnigen Handlungen. Beim Umgang mit entzündlichen Stoffen wie Holz, Papier, Ölen oder anderen Chemikalien sollte das Rauch- und Feuerverbot beispielsweise strikt eingehalten werden. Dazu gehört es auch, dass mit heißer, glühender Asche sorgsam umgegangen wird. Entsprechende Verbotsschilder müssen für alle sichtbar angebracht sein und ihre Bedeutung neuen Mitarbeitern erklärt werden.

Weitere Gefahrenquellen sind Elektro- und Heizgeräte. Maschinen, die sich im Dauerbetrieb befinden, erhitzen sich leicht und können andere Materialien entzünden, ebenso Heizstrahler und Ölheizungen. Solche Geräte sollten daher beim Verlassen des Raums oder des Gebäudes stets ausgeschaltet werden. Weitere wichtige Informationen zu Brandvorbeugung im Betrieb erhältst du in diesem Blogbeitrag.

2. Im Betrieb brennt es: Was ist zu tun?

Die folgende Infografik gibt einen Überblick über das richtige Verhalten bei einem Brandfall im Betrieb. Du kannst die Grafik downloaden, ausdrucken und in deinem Betrieb aufhängen.

Verhalten im Brandfall

Download: Infografik Verhalten im Brandfall

2.1 Brandmeldung

Sobald ein Mitarbeiter den Ausbruch eines Brands bemerkt, muss er den Brand bei der Feuerwehr melden. In Deutschland wird dazu die Notrufnummer 112, in Österreich die Nummer 122 gewählt. Wichtig für die korrekte Brandmeldung ist das Beantworten der vier W-Fragen: Wer?, Was?, Wo?, Wie viele Menschen betroffen oder verletzt? Außerdem müssen gegebenenfalls Rückfragen vonseiten der Feuerwehr beantwortet werden, zum Beispiel zum Brandherd, Brandort, zum Umfang des Feuers und zur Personengefährdung.

Zur Brandmeldung gehört außerdem das Informieren der Kollegen bzw. Mitarbeiter. Nutze dafür – falls die Zeit ausreicht – das Telefon und löse den Feueralarm aus. Warne Mitarbeiter und weitere gefährdete Personen und helfe Bedürftigen, aus dem Gefahrenbereich.

2.2 Notausschalter betätigen

Elektrische Anlagen in feuergefährdeten Betriebsstätten müssen mit einem Notschalter (Not-Aus) ausgerüstet sein. Durch Betätigen des großen roten Knopfs auf gelbem Grund mit der flachen Hand wird beispielsweise die Stromzufuhr von Maschinen unterbrochen oder Lüftungs-, Transport- und Heizungsanlagen abgeschaltet. Auf diese Weise wird im Brandfall das Risiko von Explosionen und Ausbreiten des Feuers eingedämmt. Not-Aus-Schalter müssen so positioniert sein, dass sie im Notfall unmittelbar bedient werden können.

2.3 Löschversuch unternehmen

Wenn der Brand noch in der Entstehungsphase ist, sollte man versuchen, ihn zu löschen. Nutze dazu die im Betrieb installierten Vorrichtungen wie Feuerlöscher, Löschschläuche und Löschdecken. Eine Brandbekämpfung in Eigenregie sollte jedoch nur dann durchgeführt werden, wenn man sich dabei nicht selbst in Gefahr bringt. Es gilt der Grundsatz: Die Unversehrtheit von Menschen geht vor Brandbekämpfung.

Die Standtorte von Feuerlöschern und anderen Brandschutzmitteln sind gekennzeichnet und sollten außerdem allen Mitarbeitern bekannt sein. Den richtigen Umgang mit einem Feuerlöscher lernen Mitarbeiter bei der regelmäßigen Sicherheitsunterweisung, die mindestens einmal im Jahr durchgeführt werden muss. Zwei wichtige Prinzipien: Die brennende Fläche soll immer von außen nach innen mit dem Feuerlöscher besprüht werden. Falls sich mehrere Feuerlöscher im Unternehmen befinden, sollten sie immer gleichzeitig und nicht nacheinander eingesetzt werden. Bekommst du den Brandherd selbst nicht unter Kontrolle oder ist der Brand zu groß: Bringe dich in Sicherheit!

2.4 Brennende Kleidung löschen

Flammen an Kleidung sollten sofort gelöscht werden. Dazu sollte sich der Betroffene auf dem Boden hin- und herwälzen, um die Flammen zu ersticken. Auch Decken, Mäntel und Jacken können zum Löschen der brennenden Kleidung verwendet werden. Wenn sich das Feuer ausbreitet, greife zum Feuerlöscher. Achte allerdings darauf, dass Löschmittel niemals ins Gesicht zu spritzen!

2.5 In Sicherheit bringen

Kann das Feuer nicht gelöscht werden und es breitet sich aus, sollten die Mitarbeiter den Gefahrenbereich bzw. das Gebäude verlassen. In Arbeitsstätten, bei denen eine erhöhte Gefährdung vorliegt – zum Beispiel, wenn es sich um großflächige, mehrgeschossige Gebäude handelt oder sich explosions- oder brandgefährdeter Anlagen in der Nähe befinden – müssen dazu Flucht- und Rettungspläne aufgestellt werden. In einem solchen Rettungswegplan sind alle Flucht- und Rettungswege sowie Sammelpunkte eingezeichnet.

Verlasse das Gebäude immer auf direktem Wege und unternehme keine Umwege, um zum Beispiel bestimmte Gegenstände oder Dokumente zu retten. Im Ernstfall hast du nur wenige Minuten zur Flucht. Schließe Türen und Fenster, um das Ausbreiten von Rauch einzudämmen. Aufzüge sollten unter keinen Umständen genutzt werden, da sie bei Stromausfall zur tödlichen Falle werden können.

Gehe nicht einfach nach Hause oder ins Krankenhaus, sondern sammelt euch außerhalb des Gebäudes am zentralen Treffpunkt. Dies ist wichtig, damit andere Mitarbeiter dich nicht fälschlicherweise im Gebäude vermuten und der Feuerwehr falsche Hinweise geben.

2.6 Vor Rauch schützen

Wenn du dich in einem brennenden Gebäude bewegst, hat der Schutz vor Rauch und Hitze erste Priorität. Merke dir: Rauch und Hitze steigen nach oben. Schon bei einer geringen Rauchbildung solltest du deshalb den Kopf nach unten nehmen, um sich vor Vergiftung zu schützen und bei Bewusstsein zu bleiben. Am besten bewegst du dich möglichst nah am Boden (krabbeln oder robben). Um deine Atemwege zu schützen, kannst du einen Pullover oder anderes Stück Stoff vor Mund und Nase halten. Vor Hitze schützt du dich, indem du eine nasse Decke oder Jacke über den Kopf ziehst.

Ist die Rauchentwicklung bereits stark fortgeschritten, nehme eine kriechende Haltung ein und bewege dich auf der Flucht entlang der Wände. Wenn du einen Raum nicht mehr verlassen kannst, dichte die Tür mit nassen Tüchern ab und kühle Tür und Umgebung mit Wasser. Stelle dich, wenn möglich, an ein offenes Fenster, mache dich durch Rufen auf dich aufmerksam und warte auf Hilfe. Auf keinen Fall solltest du aus dem Fenster springen.

2.7 Ruhe bewahren

Der wichtigste Rat, den wir Ihnen geben können: Ruhe bewahren! Auch wenn es schwer fällt: Ein kühler Kopf ist in Ausnahmesituationen die beste Voraussetzung für ein umsichtiges, verantwortungsvolles Handeln. Besinne dich darauf, was du bei den Sicherheitsübungen gelernt hast und vertraue auf das Fachwissen der Feuerwehrleute.

2.8 Schutz vor Brandrauch

Brandrauch ist hochgradig giftig, deshalb genießt die Rettung vor Rauch höchste Priorität. Die Zahlen zeigen ein eindeutiges Bild: Jährlich sterben in Deutschland deutlich mehr Menschen an den Folgen des Brandrauchs als an Verbrennungen.

Das beim Verbrennen entstehende Kohlenmonoxid verdrängt den Sauerstoff und nimmt einem buchstäblich die Luft zum Atmen. Es blockiert zudem die Sauerstoffaufnahme in den Atemorganen. Je nach dem, welche Materialien verbrennen, befinden noch weitere giftige oder reizende Gase im Rauch. Verbrennt beispielsweise Plastik, finden sich Spuren von Ammoniak in der Luft.

Unsere Brandschutz-Serie

In unserer Serie zum professionellen Brandschutz im Betrieb informieren wir dich über präventive und reaktive Maßnahmen gegen Brand und informieren dich über die wichtigsten Richtlinien. Lese auch unseren zweiten Teil:

Teil 1: Verhalten im Brandfall
Teil 2: Brandschutzmaßnahmen im Betrieb

HAND-DRAUF-Redaktion

Von Werkzeug bis Unternehmensführung: Mit unseren Ratgebern wollen wir Handwerker*innen Antworten auf viele Fragen geben.

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