Passende Auszubildende finden: So geht´s

28. Juli 2021

Lernwillig, motiviert und freundlich – vor allem im Kundengespräch – das ist der perfekte Auszubildende. Erfahre hier, wie du den richtigen Kandidaten für euer Unternehmen findest.

Geeignete Bewerber für Ausbildungsplätze zu finden, gleicht in vielen Industrie- und Handwerksbranchen der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Bewerber sind schlichtweg Mangelware. Oftmals stimmen die Berufswünsche der Jugendlichen nicht mit den Angeboten der Ausbildungsstellen überein. Andere Kandidaten wiederum können die Anforderungen der Betriebe nicht erfüllen. Es gibt aber Wege, die Suche nach den perfekten Kandidaten einfacher und erfolgreicher zu gestalten:

 

Vier Schritte zum Erfolg bei der Suche

Wir erklären, mit welchen vier Schritten euer Betrieb die Kandidatensuche meistert.

 

Schritt 1: Auf den Betrieb aufmerksam machen!

Hast du einen tollen Ausbildungsplatz zu vergeben, aber niemand weiß davon? Genau das ist ein Problem. Wer auf qualifizierte Auszubildende hofft, muss die Bekanntheit des eigenen Betriebs erhöhen. Und das funktioniert, indem man als Unternehmen genau dort präsent ist, wo sich junge Menschen aufhalten:

 

Ausbildungsmessen

Ein Klassiker mit großem Publikum sind sogenannte Ausbildungsmessen, die speziell für Jugendliche organisiert werden, um sich über mögliche Ausbildungsberufe und Betriebe zu informieren. Mit einer Teilnahme als Betrieb hat man die Möglichkeit, mit den Jugendlichen direkt ins Gespräch zu kommen. Je nach Betrieb beziehungsweise Ausbildungsberuf besteht auf Messen sogar die Möglichkeit, am eigenen Stand einen Übungsplatz aufzubauen oder Musterprodukte mitzubringen, um einen Einblick in einen möglichen Arbeitstag zu gewähren. So tritt man nicht nur in einen direkten Kontakt mit jungen Menschen, sondern kann vielleicht gleich für das Handwerk begeistern. Nicht zu vergessen an dieser Stelle: auch digitale Ausbildungsmessen sind im Kommen.

 

Schulkooperationen

Sinnvoll sind auch Schulkooperationen, zum Beispiel die Teilnahme an Aktions- und Projekttagen oder dem Girls‘ Day beziehungsweise Boys‘ Day der Schulen vor Ort. Veranstaltungen wie diese bieten eine gute Möglichkeit, den eigenen Betrieb bekannt zu machen und das Interesse der Jugendlichen für den Ausbildungsberuf zu wecken. Unser Tipp: Nimmt man bei Schulkooperationen einen gleichaltrigen aktuellen Auszubildenden mit zu den Schulveranstaltungen, kann dieser sozusagen auf Augenhöhe von seiner Ausbildung in eurem Betrieb erzählen. Als Unternehmen kann man übrigens direkt auf Berufsschulen zugehen und mit Blick auf Betriebshospitationen und Praktika kooperieren.

 

Webseite, Social Media & Lehrstellenbörsen

Zeigt euch digital, am besten mit einer überzeugenden Webseite mit regelmäßig aktualisierten Ausbildungsplatzangeboten. Das ist weitaus zeitgemäßer und hilfreicher als ein bedruckter Flyer beim Arbeitsamt. Auch Social Media Auftritte wie Facebook und Instagram eures Unternehmens gehören zum A und O, denn sie entsprechen den Kommunikationserfahrungen der Zielgruppe. Dazu zählen regelmäßige Posts als Foto oder Video mit Einblicken in euren Betrieb sowie natürlich aktuelle Ausbildungs- und Betriebsangebote. Als digitale Plattform könnt ihr auch kostenfreie Lehrstellenbörsen wie beispielsweise die der IHK nutzen, um auch hier Schülerinnen und Schüler anzusprechen, die ganz gezielt nach einem Ausbildungsplatz suchen.

 

Schritt 2: Das Kennenlernen im Vorfeld

Sich gegenseitig vor der Ausbildung zu beschnuppern, den Ausbildungsberuf im Vorweg kennenzulernen, das kann vor einer längeren Zusammenarbeit sehr hilfreich sein, um auf beiden Seiten Enttäuschungen zu vermeiden. Mit diesen Möglichkeiten könnt ihr im Vorweg das Talent, gegenseitige Chemie und die Lust am Ausbildungsberuf abchecken:

 

Praktikum/Schnupperpraktikum

Berufspraktische Erfahrungen bieten Schülern oder Studenten einen konkreten Eindruck vom Aufgabenbereich und von der Arbeit im Betrieb. Und genau das ermöglichen sowohl ein kurzes Schnupperpraktikum als auch ein längeres Praktikum. Ihr lernt euch kennen, dein Praktikant kann sich bewusst für oder gegen den Ausbildungsberuf entscheiden, da er die Praxis kennt. Und du kannst abschätzen, ob er als Auszubildender eine gute Wahl ist. Wichtig ist natürlich, dass Praktikanten dafür einen guten und möglichst realistischen Einblick in die Tätigkeit erhalten. Man muss sich also immer etwas Zeit nehmen für die Betreuung beim Praktikum. Aber es lohnt sich, denn nicht selten wird aus einem Praktikanten ein späterer Auszubildender.

 

Schritt 3: Mach deinen Betrieb attraktiv!

Hebe dich mit deinem Betrieb von anderen Ausbildungsbetrieben ab. Wie das gelingt? Indem man sich mit seinem Ausbildungsangebot auf die Bedürfnisse junger Menschen einstellt. Dazu zählen neben der Höhe der Ausbildungsvergütung, der individuellen Förderung und der Zusammenarbeit im Betrieb auch Zusatzleistungen. Sie können mitunter zu einem entscheidenden Kriterium werden.

 

Monatskarte/Bringdienst

Wie steht es um die Anbindung deines Betriebs an die öffentlichen Verkehrsmittel? Liegt dein Betrieb vielleicht sogar außerhalb einer Ortschaft? Sichere deinen Auszubildenden die Fahrt zur Arbeit beziehungsweise nach Hause, indem du beispielsweise eine Monatskarte für den öffentlichen Verkehr oder einen regelmäßigen Bringdienst zur nächsten zentralen Haltestelle anbietest.

 

Wettbewerbsteilnahmen

Motivation macht Laune! Setzt auf die regelmäßige Teilnahme an passenden Leistungswettbewerben für Azubis in eurer Berufssparte. Hier können junge Menschen ihr fachliches Know-how in verschiedenen Themenfeldern des Berufs unter Beweis stellen. Das rückt euch als Ausbildungsstätte auch in ein positives Licht.

 

Schritt 4: Sei Chancengeber!

Nicht wenige Auszubildende haben aus verschiedenen Gründen schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das bietet gerade in handwerklichen Berufen die Möglichkeit, motivierte Auszubildende zu finden. Mit den folgenden Möglichkeiten vergrößerst du das Suchumfeld:

 

Inklusion

Inklusion bedeutet, dass Menschen mit Handicaps in den Betrieb integriert werden. Und das ist nicht nur ein unterstützenswertes, sondern auch ein lohnenswertes Vorhaben. Kurzfristig bietest du einem auf dem Arbeitsmarkt benachteiligten Menschen eine berufliche Chance. Langfristig kann dein Unternehmen von dieser Entscheidung wirtschaftlich profitieren. Wir haben dazu mit einer Unternehmerin gesprochen. Sie erklärt im Interview, wie das funktioniert: „Inklusion im Betrieb – ein Vorhaben, das sich lohnt“.

 

Assistierte Ausbildung

Auch unterstützenswert: Die Entscheidung für eine  assistierte Ausbildung förderbedürftiger Jugendliche. Als Ausbildungsbetrieb und als Auszubildender werdet ihr hier durch einen Bildungsträger bei einer erfolgreichen Betriebsausbildung unterstützt. Das heißt, je nach Bedarf können sowohl die Azubis als auch die Betriebe verschiedene Vorbereitungs- und Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen. Der Vorteil: Ausbildungsabbrüche können so deutlich minimiert werden.

 

Integration von Geflüchteten

Eine weitere Möglichkeit ist, handwerklich begabten Geflüchteten als Auszubildenden eine Chance zu geben. Eine gute Übersicht und alle wichtigen Informationen zur Einstellung von Flüchtlingen bietet hier die Webseite www.erfolgreich-integrieren.de. Wichtig ist, dass man bedenkt, dass es in der Praxis oft nicht ganz einfach ist, ein Bleiberecht für die Asylsuchenden bis zum Ende der Ausbildung zu erreichen. Erkundige dich daher am besten bei deiner zuständigen Handwerkskammer nach den aktuellen Möglichkeiten.

 

Neuorientierung für Studienabbrecher

Last but not least: Auch Studienabbrecher sind potentielle Auszubildende. Um sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren, gibt es seit 2015 das Programm Jobstarter Plus der Bundesregierung, mit dem eine verkürzte, duale Ausbildung in Handwerksberufen ermöglicht wird.

HAND-DRAUF-Redaktion

Von Werkzeug bis Unternehmensführung: Mit unseren Ratgebern wollen wir Handwerker*innen Antworten auf viele Fragen geben.

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