Unternehmensnachfolge: Chancen, Risiken & Herausforderungen

16. Februar 2022

Steht für deinen Handwerksbetrieb eine Unternehmensnachfolge an oder planst du selbst eine Betriebsübernahme? Dann ist es wichtig, frühzeitig mit der Planung zu beginnen. Denn: Nur mit einer rechtzeitigen Planung können Frustration und auch Risiken auf beiden Seiten vermieden werden. Lies hier, worauf es ankommt.

 

Einen Handwerksbetrieb zu verkaufen oder auch zu übernehmen, ist eine weitreichende Entscheidung und nicht selten – gerade auf Verkäuferseite – mit jede Menge Emotionen verbunden. Umso wichtiger ist daher eine rechtzeitige Planung und Durchführung der Übernahme. Neben betriebswirtschaftlichen und steuerrechtlichen Fragen sind vor allen Dingen auch viele Rechtsthemen zu beachten. Das Gute ist aber, dass hier die zuständige Handwerkskammer mit Beratung zur Seite steht. Empfehlenswert ist daher, die zuständige Handwerkskammer bereits Monate vor den tatsächlichen Verhandlungen zu kontaktieren und sich parallel durch alle Phasen hindurch beraten zu lassen.

 

Nachfolger*in finden: So funktioniert`s

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels kann die Suche nach einem*einer Nachfolger*in zur Herausforderung werden. Diese Möglichkeiten gibt es:

 

1. Übernahme innerhalb Familie

Naheliegend und oft auch gewünscht ist die Familiennachfolge. Aber dieser Wunsch kann nicht immer erfüllt werden, schließlich ist nicht jede Person der*die geborene Unternehmer*in. Zu hohe Erwartungen können zudem die Familie belasten. Erklärt sich jemand aus der Familie bereit, in die großen Fußstapfen zu treten, sind verschiedene Alternativen der Übernahme durch zum Beispiel Schenkung, Verkauf oder Übertragung des Unternehmens gegen wiederkehrende Leistungen wie eine Rente möglich.

 

2. Übernahme innerhalb des Betriebs

Auch möglich ist die Übernahme innerhalb des Handwerksbetriebs, also durch eine*n Mitarbeiter*in. Idealerweise eignet sich jemand aus einer leitenden Position für die Übernahme der Geschäftsführung. Der deutliche Vorteil ist hier, dass der*die künftige Geschäftsführer*in den Betrieb und alle Eigenheiten schon kennt.

 

Übernahme von extern

Kommen beide Alternativen nicht in Frage, bleibt nur die Suche außerhalb des Betriebs. Sie gestaltet sich aufgrund des Fachkräftemangels als schwierig, umso wichtiger ist ein rechtzeitiger Beginn der Suche. Hilfreich sind hier die Nachfolgebörsen der Handelskammern sowie zum Beispiel die Unternehmensbörse nexxt-change oder das DUB-Portal.

 

Nachfolger*in gefunden: Was jetzt wichtig ist

Ein für beide Seiten wichtiger Aspekt ist der Kaufpreis des Betriebs. Aber was ist ein eigenes Unternehmen wert? Aus Verkäufersicht ist es ein Lebenswerk und entsprechend schwierig einzupreisen. Ratsam ist es, die Bewertung des Unternehmens von einem*einer Steuer- oder Unternehmensberater*in durchführen zu lassen, um hier im besten Fall erfolgreich einen Kaufpreis festlegen zu können, der sich für beide Parteien gut und angemessen anfühlt. Bist du der*die Käufer*in, musst du dir zuvor Gedanken machen über Risiken, die du bereit bist einzugehen. Um deinen finanziellen Rahmen mit Blick auf Eigenkapital und Sicherheiten einschätzen zu können, kontaktierst du am besten frühzeitig deine Bank oder deine*n Finanzberater*in. Außerdem müssen gerade aus Käufer*innensicht vor Unterzeichnung eines Kaufvertrages verschiedene wichtige Fragen rund um den Betrieb geklärt werden. Da es sich hier um sensible Daten und zum Teil Betriebsgeheimnisse handelt, ist es wichtig, dass frühzeitig eine Vertraulichkeitsvereinbarung abgeschlossen wird.

 

Wichtige Fragen bei der Betriebsübernahme

Um als Käufer*in den Handwerksbetrieb betriebswirtschaftlich richtig einschätzen zu können, ist es ratsam, möglichst viele detaillierte Informationen einzuholen. Erkundige dich sehr genau nach unter anderem:

  • aktueller Kund*innenstamm
  • Markt beziehungsweise Wettbewerbssituation in der Region
  • Informationen zur Belegschaft, u.a. Altersstruktur und Qualifikation
  • Übernahme von Wirtschaftsgütern, Lizenzen oder gewerblichen Schutzrechten
  • baurechtliche Voraussetzungen am Standort
  • bei zulassungspflichtigem Handwerk: die Frage nach dem erforderlichen Befähigungsnachweis.

 

Nach der Vertragsunterzeichnung

Nach einer Einigung und dem Unterzeichnen des Kaufvertrags ist es von Vorteil, wenn beide Parteien gemeinsam daran arbeiten, dass die Übernahme reibungslos funktioniert. Hast du deinen Betrieb übergeben, sind dein Wissen und deine Erfahrung gerade zu Beginn noch gefragt. Es kann sehr hilfreich für den*die Nachfolger*in sein, wenn du dich noch eine gewisse Zeit beratend zur Verfügung stellst. Genauso ist es ratsam, als Nachfolger*in diese Hilfe in Anspruch zu nehmen. Gerade bei einer externen Übernahme eines Handwerksbetriebs bietet es sich an, einen Zeitraum zu vereinbaren, indem noch eine gemeinsame Zeit im (laufenden) Betrieb verbracht wird, um die Übernahme möglichst gut vorzubereiten beziehungsweise durchzuführen.

 

 

HAND-DRAUF-Redaktion

Von Werkzeug bis Unternehmensführung: Mit unseren Ratgebern wollen wir Handwerker*innen Antworten auf viele Fragen geben.

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