Materialengpässe: Was die Knappheit für Betriebe bedeutet

5. Januar 2022

Ob Kunststoffrohre für Leitungen, Holz und Dämmstoffe für den Dachstuhl oder Silikone: Materialengpässe bremsen Handwerksbetriebe seit Monaten tagtäglich bei kleinen und großen Aufträgen aus und stellen womöglich auch deinen Betrieb vor ungekannte Herausforderungen. Lies hier, was genau hinter den Engpässen steckt und wie die derzeitige Entwicklung ist.

Die gute Nachricht vorweg: Laut aktueller Umfragen des ifo Instituts ist der Engpass an Material für den Bau seit Spätsommer 2021 leicht rückläufig – der teils extreme Mangel ist demnach etwas abgemildert. Nichtsdestotrotz bleibt die Situation angespannt. Und das gilt übrigens für eine Vielzahl an Branchen von der Elektroindustrie über den Autobau bis hin zu Handwerksbetrieben. Im Handwerk sind laut Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks gut drei viertel der Betriebe unmittelbar durch Lieferengpässe betroffen, da Rohstoffe, Materialien oder auch Vorprodukte nur bedingt verfügbar sind.

 

Folgen der Materialknappheit für Betriebe und Kund*innen

Volle Auftragsbücher, aber fehlende Materialien – das ist die wohl größte Herausforderung vieler Handwerksbetriebe. Und das bekommen auch die Kund*innen direkt zu spüren. Für sie bedeutet das nicht nur längere Wartezeiten bei Bau- und Reparatur-Projekten, sondern vor allen Dingen auch deutlich gestiegene Kosten. Denn: Zu der noch nie dagewesenen Materialknappheit kommt in vielen Fällen eine Preisexplosion der Beschaffungspreise dazu. Für Betriebe hat die Materialknappheit zur Folge, dass Aufträge zum Teil verschoben oder sogar storniert werden müssen. Im schlimmsten Fall machen Betriebe aufgrund der Preisentwicklung sogar Verlustgeschäfte.

 

Was steckt hinter den Engpässen?

Hinter der Knappheit an Materialien stecken verschiedene Ursachen: Expert*innen nennen als zentrale Ursache für den Rohstoff- und Material-Mangel eine extrem starke Nachfrage aus den USA und vor allen Dingen China, wo sich die Konjunktur seit Pandemiebeginn wieder erholt hat. Dem gegenüber stand aber eine von den Herstellern in der ersten Phase der Pandemie deutlich heruntergefahrene Produktion. Die Nachfrage kam sehr viel früher als erwartet und das Ungleichgewicht musste durch die Produktion erst wieder aufgeholt werden. Hinzu kamen besondere Faktoren mit Blick auf einzelne Rohstoffe. Unter anderem hatte ein extremer Wintereinbruch in Teilen der USA die Produktion von Holz genauso wie die Weiterverarbeitung und den Transport verzögert. Zudem wurde die globale Lieferkette durch die Pandemie gestört, denn Maßnahmen wie unter anderem Quarantänebeschränkungen haben die Schifffahrt deutlich ausgebremst. Container für den Warentransport waren somit schlichtweg Mangelware. Nicht zu vergessen ist die Sperrung des Suez-Kanals im Frühjahr 2021 durch einen havarierten Containerriesen. Das Schiff blockierte knapp eine Woche lang den Kanal, der rund 12 Prozent des Welthandels als Route dient. Dies war der wohl sichtbarste Engpass der globalen Lieferkette – vor allen Dingen in der medialen Berichterstattung. Und nicht nur die zeitliche Verzögerung und der Mangel an Containern stellt Unternehmen vor Herausforderungen: Die Störung der globalen Lieferkette hat auch deutlich höhere Transportkosten zur Folge.

 

Welche Rohstoffe und Vorprodukte sind konkret betroffen?

  • Kunststoffgranulat
  • Metalle, insbesondere Stahl, außerdem Aluminium und Kupfer
  • Elektronik, insbesondere Chips und Halbleiterprodukte
  • Holz und Dämmstoffe, aber wieder besser verfügbar

 

Wer haftet bei Materialengpässen?

Werden Aufträge nicht fristgerecht fertiggestellt, weil Baumaterial fehlt oder zu spät geliefert wird, können Kund*innen mitunter Schadensersatzansprüche für den Verzugsschaden geltend machen. Genau aus diesem Grund sind für Betriebe eine vorausschauende Planung und somit vor allen Dingen rechtzeitige Bestellungen von enormer Wichtigkeit. Außerdem ist es ratsam, sowohl mit den Kund*innen als auch den Lieferanten alles schriftlich festzuhalten. Dazu gehören sorgsam geprüfte Verträge, auf die du dich als Unternehmer*in berufen kannst. Außerdem empfohlen ist eine schriftliche Dokumentation aller Abmachungen sowie deiner Anfragen, wenn du dich jenseits der Lieferantenverträge bei Materialengpässen um eine alternative Materialbesorgung bemühst.

 

Wie ist die Prognose?

Insgesamt lässt sich seit Spätsommer eine leichte Entspannung bei Lieferengpässen und Materialknappheit feststellen. Viele Baumaterialien sind wieder besser verfügbar, das gilt zum Beispiel für das Material Holz. Derzeit ist aber ungewiss, wie und ob sich die 2G- und 3G-Regeln am Arbeitsplatz auswirken werden. Da diese zum Beispiel auch im Bereich Logistik gelten, hat dies Auswirkungen auf die Lieferketten. Die Unsicherheiten bei der wirtschaftlichen Planung bleiben derzeit bestehen.

 

 

HAND-DRAUF-Redaktion

Von Werkzeug bis Unternehmensführung: Mit unseren Ratgebern wollen wir Handwerker*innen Antworten auf viele Fragen geben.

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