Von Scheune zur Traumwerkstatt

10. Oktober 2020

In der Garage, im Keller, im Gartenhaus: Die Werkstatt findet oft in eher wenig einladenden Orten ihr Zuhause. Und bevor sie einziehen kann, sind einige Umbauten angesagt. So auch bei Sven Wedemeyer. Der DIY-Draufgänger beweist mit seiner umgebauten Dorfscheune, dass sich der durchaus steinige Weg ins Schrauber-Paradies lohnt.

»Irgendwann hatte ich einfach keine Lust mehr auf faule Kompromisse.« Sven findet klare Worte für das, was ihn antrieb, eine alte Feldscheune in der brandenburgischen Provinz zur persönlichen Traumwerkstatt umzubauen. Er hatte bereits zehn Jahre damit verbracht, auf einem Bauernhof Oldtimer und Motorrad-Klassiker zu restaurieren. Doch seine Bastelbude – kaum höher als ein Minivan – wurde den Ambitionen nicht mehr gerecht. Zu eng, zu staubig und zu kalt. Es musste sich was ändern! Eine alte Holz-Scheune ganz in der Nähe bot schließlich die perfekte Grundlage, um Svens Vision einer konsequenten Traumwerkstatt in die Tat umzusetzen.

Er stellt klar: »Für mich ist das Schrauben an alten Fahrzeugen der ideale Ausgleich zum schnellen, digitalen Leben. Das ist keine Last, sondern Erholung.« Als Fotograf hat Sven schon viele Werkbänke rund um den Globus gesehen – und wusste deshalb genau, was er will: Vor allem mehr Platz, ein Separee für schmutzige Arbeiten, eine Chill-Ecke sowie ein Lager, in dem sein historisches Kulturgut gut geschützt ist. Auch Stil und Gemütlichkeit sollten nicht auf der Strecke bleiben.

Die Scheune von 1936 bot gute Substanz und mit 120 Quadratmetern auch reichlich Potenzial. Der simpel gestaltete Zweckbau warf aber auch Fragen auf: Wo würde man wie lange welche Arbeiten ausführen? Was wäre dafür an Technik und Platz nötig? Und wie könnte man dabei Synergien nutzen sowie Zeit und Geld sparen? »Das Gedankenrodeo brachte mich anfänglich um den Schlaf. Erst als ich meine Pläne mit maßstabsgetreuen Skizzen konkretisierte, kam Struktur in die Sache.«

»Klar hatte ich Respekt vor der Aufgabe. Doch eigentlich muss man sich einfach nur trauen.«

Sven Wedemeyer

Irgendwann stand Sven dann in der leergeräumten Scheune. Ihm wurde klar, dass die wirkliche Arbeit jetzt erst begann. Anfänglich ging der ungelernte Hobby-Handwerker eher zaghaft ans Werk, legte Backsteinwände frei oder baute einfache Rampen aus Stahlbeton. Doch spätestens als vom Sägewerk etliche Tonnen Kiefernholz geliefert wurden, war aus dem Grübler ein optimistischer Macher geworden. So entstanden in den folgenden Wochen zwei abgetrennte Räume und darüber eine große Lagerfläche. Auch bei Elektro-Installation und Dämmung packte Sven mit an. Er fräste massive Treppenstufen oder schweißte passgenaue Laufschienen für die Schiebetüren, von denen eine in den Metall-Raum und die andere ins Chemielager führt. Eine Hebebühne und die fünf Meter lange Werkbank aus schwarz durchfärbtem MDF bilden nun den Mittelpunkt seiner Traumwerkstatt.

Ob sich der Aufwand gelohnt hat? »Ohne Frage! Denn das Ergebnis funktioniert nicht nur tadellos, ich bin auch wirklich an den Aufgaben gewachsen. Die Erfahrung ist echt unbezahlbar.« Allerdings gibt es noch einiges zu tun. Demnächst werden die Decke gestrichen und die Tore aufgearbeitet. Doch als Projektmensch weiß Sven, dass seine Werkstatt wohl nie ganz fertig sein wird.

Text und Fotos von Sven Wedemeyer

Du hast deine Werkstatt auch selbst gebaut? Erzähl uns von deinem Projekt in den Kommentaren oder per Mail an [email protected]

HAND-DRAUF-Redaktion

Von Werkzeug bis Unternehmensführung: Mit unseren Ratgebern wollen wir Handwerker*innen Antworten auf viele Fragen geben.

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Copy link
Powered by Social Snap