Gewinnerin des Azubi-Stipendiums 2020 im Interview

23. Juni 2021

Ohne Nachwuchs wäre das Handwerk arm dran. Aus diesem Grund fördert Contorion vielversprechende Talente und vergibt Jahr für Jahr das Azubi-Stipendium. Für den Gewinner erhöht Contorion zwölf Monate lang das Azubi-Gehalt um 250 Euro. Die angehende Zimmerin Maja aus Sachsen wurde 2020 mit dem Azubi-Stipendium von Contorion ausgezeichnet. Wir haben sie besucht und sie gefragt, was das Contorion Azubi-Stipendium für sie geändert hat.

Maja ist die erste Azubi-Stipendiatin von Contorion. Zur Zeit ihres Gewinns ist sie im ersten Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Zimmerin. Aus rund 130 Bewerbungen hatte die Contorion-Jury im September 2020 die fünf besten ausgewählt. Die fünf Finalisten hatten am 16. Oktober die Gelegenheit, sich der Jury des Azubi-Stipendiums zu präsentieren und sich ihren Fragen zu stellen. Direkt im Anschluss wählte die Jury schließlich Maja als Gewinnerin des Stipendiums. Nun ist schon fast ein Jahr seit ihrem Gewinn vergangen.

 

 

Wie hat sich dein Leben mit dem Azubi-Stipendium verändert?

Maja Möschl: Ich kann mir dank des monatlichen Zuschusses schon während meiner Ausbildung Werkzeug anschaffen, wofür ich sonst nicht die nötigen Mittel besäße. Mit dem Stipendium kann ich mein Werkstattinventar erweitern und qualitativ hochwertiges Werkzeug kaufen, das mich lange begleitet. Sobald es wieder möglich ist, den Führerschein zu machen, möchte ich einen Teil dafür verwenden, denn es würde mir mehr Möglichkeiten eröffnen. Und ich habe einige Bauprojekte geplant, in die ein Teil des Geldes fließen soll.

 

Was ist dein Plan für die Zukunft?

MM: Die nächsten Jahre liegt mein Fokus auf dem erfolgreichen Abschluss meiner Ausbildung. Da ich später auch Menschen ausbilden möchte, ist der Meister mir ein großes Anliegen. Nach meiner Ausbildung möchte ich mich nach einem geeigneten Grundstück umsehen, um dort eine Mehrgenerationen-Hofgemeinschaft zu gründen. Wie genau das Konzept dafür aussehen soll, weiß ich noch nicht. Ich würde gerne irgendwann Kurse für Kinder und Menschen mit Beeinträchtigungen anbieten und das Hofleben mit einer solidarischen Landwirtschaft verknüpfen. Das wird sich aber alles noch zeigen.

 

Was war bis jetzt das schwierigste Projekt für dich in deiner Ausbildung? Auf welches Projekt bist du besonders stolz?

MM: Um ehrlich zu sein denke ich da an den ersten Tag auf dem Lehrbauhof, und an die ersten Schnitte mit der Gestellsäge – ich war ganz schön verzweifelt. (lacht) Stolz bin ich auf meinen mühelosen Umgang mit der Fräse, wenn ich einem Kundenauftrag zum Beispiel einen Schriftzug hinzufüge oder wenn ich etwas baue und am Ende sehe, dass der Kunde mit unserem Produkt zufrieden ist. Und natürlich auf jeden Auftrag, den mein Meister mir allein anvertraut.

 

Welche Tipps hast du für jemanden, die/der unsicher ist, welche Ausbildung er/sie machen soll?

MM: Praktikum! Und am besten nicht nur ein paar Tage, sondern falls möglich mehrere Monate – vor allem für Menschen, die direkt von der Schulbank kommen. Meiner Ansicht nach, sollte man nicht leichtfertig eine Ausbildung beginnen. Wenn man die Möglichkeit hat, sich für die Wahl etwas Zeit zu lassen, sollte man dies nutzen.

 

Wie bist du auf die Idee gekommen, Zimmerin zu werden?

MM: Der Weg zu meiner jetzigen Lehre war nicht linear. Zwischen der Idee, eine Bildhauerschule zu besuchen, eine Tischlerlehre anzugehen, einem Freiwilligen Jahr in der Denkmalpflege und meiner letztendlichen Ausbildung vergingen einige Jahre. Leider war es nicht so einfach für mich eine Lehrstelle zu finden, da viele Betriebe nicht ausbilden konnten oder schon Anwärter hatten und ich oft gefragt wurde: »Du als Frau willst diese Ausbildung machen?«. Das hat mich ziemlich mitgenommen und meinem Selbstbewusstsein geschadet. Aber ich habe nicht aufgegeben und habe mich beim Unternehmen meines jetzigen Meisters beworben. Ich bin meinem Meister dankbar dafür, dass er mir die Ausbildung ermöglicht. Es ist weniger der Beruf der Zimmerin für den ich mich entschieden habe, sondern mehr für das Handwerk in seiner Vielfältigkeit und den Rohstoff Holz, der mich jeden Tag aufs Neue erfreut und erdet.

 

Was würdest du anderen Bewerbern für das Azubi-Stipendium raten?

MM: Bewerbt euch auf jeden Fall – Ihr habt nichts zu verlieren. Und: Seid ihr selbst!

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Hier könnt ihr euch für das Azubi-Stipendium 2021 bewerben!

HAND-DRAUF-Redaktion

Von Werkzeug bis Unternehmensführung: Mit unseren Ratgebern wollen wir Handwerker*innen Antworten auf viele Fragen geben.

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