Nachfolge im Handwerk

25. April 2018

Niemand kann unendlich lange arbeiten – auch der Chef nicht. Deshalb stellt sich früher oder später die Frage, wie es mit dem eigenen Betrieb weitergehen soll, wenn man ihn selbst nicht mehr führen kann oder will. Für junge Handwerker ist die Betriebsübernahme ein Weg in die Selbstständigkeit mit Vor- und Nachteilen. Wir verraten beiden Seiten, worauf zu achten ist.
 

Für Unternehmer

Es ist eine Frage, vor der sich viele Unternehmer scheuen – was passiert, wenn man aus Altersgründen den eigenen Betrieb nicht mehr weiterführen kann?

Wann sollte man beginnen sich Gedanken zu machen?

So früh wie möglich! Experten halten einen Vorlauf von drei bis fünf Jahren vor dem geplanten Ausstieg für angemessen. Je früher Sie eine Vorstellung davon haben, wie Sie diesen Schritt angehen möchten, desto besser.

Wo finde ich einen Nachfolger?

In Familienunternehmen wird oft zuerst unter den eigenen Söhnen und Töchtern nach einem Nachfolger gesucht. Daran ist nichts auszusetzen, solange die Nachkommen mit voller Motivation hinter dem Betrieb stehen und die nötige Qualifikation mitbringen. Sind beide Voraussetzungen gegeben – sehr gut – sind sie es nicht, sollten Sie sich anderweitig umschauen.

Ziehen Sie Ihre Mitarbeiter für eine Übernahme in Betracht. Die Kollegen kennen bereits die Betriebsabläufe und die Unternehmenskultur. Gleichzeitig kennen Sie die Qualität ihrer Arbeit und haben idealerweise ein Vertrauensverhältnis zu der Person aufgebaut.

Findet sich weder in der Familie noch im Betrieb ein geeigneter Kandidat, müssen Sie die Kreise weiter ziehen und sich extern umsehen. Bedenken Sie, dass Ihre Kunden sensibel auf Rücktrittabsichten reagieren könnten. Schalten Sie deshalb lieber anonyme Anzeigen. Sehr gezielt erreichen Sie potentielle Kandidaten auf Übernahmebörsen im Internet. Wir haben Ihnen am Ende der Seite weiterführende Links zusammengestellt.

Was ist meine Firma wert?

Der eigene Betrieb ist das Lebenswerk vieler Unternehmer im Handwerk, der ideelle Wert verständlicherweise unermesslich. Zu einer erfolgreichen Nachfolge wird nur ein Preis führen, der sowohl für Käufer als auch Verkäufer attraktiv ist. Es ist deshalb eine vernünftige Entscheidung, die Bewertung der Firma von einem Steuer- oder Unternehmensberater durchführen zu lassen.

Ich habe einen vielversprechenden Kandidaten gefunden – was jetzt?

Integrieren Sie Ihren potentiellen Unternehmer mindestens ein Jahr vor der Übergabe ins Unternehmen. So haben beide Seiten genügend Zeit, sich ein klares Bild zu verschaffen und dieses mit den eigenen Vorstellungen abzugleichen. Überlassen Sie dem Kandidaten einen klar abgegrenzten Aufgabenbereich in dem er eigenständig agieren und sich beweisen kann. Ein halbes Jahr vor der Übergabe sollten Sie beginnen Verträge auszuarbeiten. Jetzt ist ebenfalls ein guter Zeitpunkt, Ihre Absichten öffentlich zu machen und Mitarbeiter sowie Kunden zu informieren.

Der Vertrag ist unterzeichnet, war es das?

Fast. Lassen Sie Ihren Nachfolger in der ersten Zeit nicht komplett auf sich allein gestellt. Es werden höchstwahrscheinlich Situationen auftreten, in denen Ihre Erfahrung oder Kontakte gefragt sind. Drängen Sie sich keinesfalls auf, aber stehen Sie noch eine Weile nach der Übergabe für Beratung zur Verfügung. 

Für Gründer

Der ideale Weg in die Selbstständigkeit?

Sie haben den Entschluss gefasst, ein eigenes Unternehmen führen zu wollen. Aber ist eine Übernahme für Sie der richtige Schritt in die Selbstständigkeit? Es ist nicht zwangsläufig einfacher, ein Unternehmen zu übernehmen anstatt neu zu gründen. Stellen Sie hierfür die Vor- und Nachteile einer Übernahme gegenüber und überlegen Sie sich, welche Wichtigkeit die einzelnen Punkte für Sie persönlich haben. Einige Aspekte könnten sein:

Vorteile Nachteile
  • Das Unternehmen ist am Markt etabliert und macht sofort Umsatz
  • Die Mitarbeiter sind eingearbeitet und ein Kundenstamm ist vorhanden
  • Sie können von bestehenden Beziehungen zu Lieferanten profitieren
  • Das Unternehmen lässt sich nicht komplett frei gestalten, aufgrund bereits gefestigter Strukturen
  • Der neue Chef muss sich von Anfang an in allen Unternehmensbereichen gegenüber Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern beweisen
  • Der Finanzierungsbedarf ist oft höher als bei einer Neugründung

 

Was ist mein finanzieller Rahmen?

Überlegen Sie sich, wieviel Risiko Sie bereit sind in Kauf zu nehmen. Welche Sicherheiten und wieviel Eigenkapital sind Sie gewillt einzubringen? Besprechen Sie diese Punkte mit Ihrer Familie und suchen Sie sich bei der Finanzierungsplanung Unterstützung von externen Beratern, zum Beispiel Ihrer Bank.

Wie finde ich ein passendes Unternehmen?

Im letzten Schritt sollten Sie überlegen, was für ein Unternehmen zu Ihnen passt. Wie viele Mitarbeiter soll der Betrieb mindestens und maximal haben? Suchen Sie ein eher traditionelles oder modernes Unternehmen? Sind Sie bereit umzuziehen?

Machen Sie sich klare Vorstellungen davon, was Sie suchen – und was nicht – das kann Ihnen später Enttäuschungen ersparen. Ein guter Anhaltspunkt für die Suche sind Übernahmebörsen im Internet. Hier können Sie bereits nach verschiedenen Kriterien vorfiltern. Eine andere Möglichkeit bieten Inserate in Handwerkskammer Magazinen. Wir haben Ihnen unten weiterführende Links zusammengestellt. 

Weiterführende Links

HAND-DRAUF-Redaktion

Von Werkzeug bis Unternehmensführung: Mit unseren Ratgebern wollen wir Handwerker*innen Antworten auf viele Fragen geben.

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