Ausbildungsstart: für Ausbilder und Chefs

12. Juli 2018

Jedes Jahr lesen und hören wir es in den Nachrichten: tausende Ausbildungsstellen werden nicht besetzt. Immer weniger Jugendliche interessieren sich für Handwerk und eine handwerkliche Ausbildung. Jeder Betrieb, der einen Auszubildenden hat, kann sich daher glücklich schätzen.

Den Chefs und Ausbildern sollte viel daran gelegen sein, die Azubis erfolgreich durch ihre Ausbildung zu bringen sowie sie zu kompetenten und motivierten Fachkräften auszubilden. Einen wichtigen Grundstein für eine gelungene Ausbildungszeit bildet der Ausbildungsstart.

1. Der Grundstein einer gelungenen Ausbildungszeit

Am ersten Tag der Ausbildung macht sich der Azubi mit seiner Arbeitsstätte, seinem Chef, Ausbilder und Team so richtig bekannt. Es ist wie bei vielen anderen Situationen im Leben: Wenn der erste Eindruck durch irgendeine Sache getrübt wird, ist er nur schwer wiedergutzumachen. Im schlimmsten Fall bricht der Azubi seine Ausbildung ab oder sucht einen anderen Ausbildungsbetrieb. Ob der Einstieg in Handwerk, Ausbildung und Betrieb gelingt, entscheidet sich mitunter also bereits in den ersten Ausbildungstagen.
checkliste

Wir geben dir als Chef oder Ausbilder in deinem Betrieb ein paar wichtige Tipps an die Hand, wie du die Aufnahme eines Azubis in ein Team und die Ausbilder-Azubi-Beziehung am besten gestaltest.

Wenn junge Menschen in eine Ausbildung starten, krempelt sich nicht selten ihr ganzes Leben einmal um. Statt in der Schule Theorie zu pauken, finden sie sich plötzlich auf einer Baustelle oder in einer Werkstatt wieder. Hinzu kommen das Eingewöhnen in die 40-Stunden-Woche, die Zusammenarbeit mit fremden, häufig älteren Kollegen und manchmal sogar ein Umzug in eine fremde Stadt. Kurzum: Es beginnt ein neuer Lebensabschnitt.

Der Ausbilder tut gut daran, seinem Azubi ein gewisses Maß an Verständnis für seine ungewohnte Situation entgegenzubringen. Je besser und schneller sich „der Neue“ integriert und aufgehoben fühlt, desto eher wird die Ausbildung gelingen und der Auszubildende zu einem engagierten, wertvollen Kollegen werden. Wie können Ausbilder den Azubis dabei entgegenkommen? Unsere Checkliste wird Ihnen helfen.

2. Schon vor Ausbildungsbeginn an die Auszubildenden denken

Du hast dich für einen Lehrling entschieden? Trete bereits ein paar Tage vor Ausbildungsbeginn mit ihm in Kontakt und informiere ihn über alle wichtigen Belange, über die er Bescheid wissen sollte. Dafür hat sich das Erstellen einer Einführungsmappe etabliert. Hier können wichtige Informationen übersichtlich dargestellt werden. Dem Auszubildenden steht die Mappe als nützliche Orientierungshilfe zum Blättern und Nachschlagen zur Verfügung. Die Einführungsmappe sollte alle wichtigen Informationen zu deinem Unternehmen und dem Ausbildungsprozess zusammenfassen. Du kannst die Azubi-Checkliste hier herunterladen.

Das gehört in die Willkommensmappe:

  1. Persönliches Anschreiben
  2. Ablaufplan zum ersten Ausbildungstag
  3. Informationen zum Ausbildungsbetrieb, zum Beispiel in Form einer Unternehmensbroschüre. Ziel ist es, dass der Azubi einen guten Eindruck vom Betrieb und den gebotenen Leistungen erhält.
  4. Liste mit wichtigen Ansprechpartnern im Betrieb, am besten mit Foto, sodass die neuen Kollegen am ersten Tag nicht ganz so fremd sind.
  5. Betriebsregeln: Dies meint unter anderem die Arbeitszeiten, Regelungen im Krankheitsfall und bei Urlaubsanträgen, Arbeitsschutzmaßnahmen, Hinweise zur Arbeitskleidung.
  6. Sicherheitsbestimmungen: In vielen Handwerksbetrieben wird mit gefährlichen Materialien gearbeitet. Sensibilisiere deinen Azubi schon vor Arbeitsbeginn für die Risiken in deinem Betrieb.
  7. Berichtsheft: Es dient der Dokumentation der Ausbildung und ist für einen Auszubilden Pflicht.
  8. Tipps für den Ausbildungsstart: Die Willkommensmappe für den Ausbildungsbeginn kann mit Informationen zur Stadt, der Berufsschule, der Wohnungssuche usw. ergänzt werden.

1.1 Ablaufpläne festlegen

Doch nicht nur der Auszubildende, auch der Betrieb bzw. der Ausbilder sollte gut vorbereitet sein. Mache dir im Vorfeld Gedanken über den Ablauf des ersten Tages. Je besser alles organisiert ist, desto sicherer wird sich der Azubi fühlen. Zur Tagesplanung gehören Punkte wie die Begrüßung, ein Rundgang durch den Betrieb, das persönliche Vorstellen des Teams und der wichtigen Ansprechpartner sowie die Einweisung am Arbeitsplatz. Vielleicht organisiert ihr auch ein gemeinsames Mittagessen.

1.2 Betreuungspersonen bestimmen, Mitarbeiter informieren

Der Ausbilder ist wohl der wichtigste Bezugspunkt für den Auszubildenden. Er leitet den Azubi an und unterstützt ihn im hohen Maße dabei, sein Ausbildungsziel zu erreichen. Darüber hinaus ist es aber vielleicht ratsam, weitere Betreuungspersonen, Mentoren oder Ansprechpartner bereitzustellen. Zum Beispiel können ehemalige Auszubildende, die die Ausbildung bereits erfolgreich abgeschlossen haben, dem neuen Azubi mit Tipps und Tricks zur Seite stehen. Solche Betreuungspersonen sollten im Voraus benannt und rechtzeitig über den Beginn der Ausbildung informiert werden. Dann kommt es zu keinen unangenehmen Situationen.

1.3 Den Arbeitsplatz vorbereiten

Hat dein zukünftiger Lehrling einen eigenen Arbeitsplatz in deinem Unternehmen? Falls ja, sollte dieser bis zum Ausbildungsbeginn vorbereitet und alle notwendigen Werkzeuge, Materialien oder auch Unterlagen vorhanden sein. Je nach Ausbildungsberuf sollte auch ein eigener Spint für die Unterbringung seiner privaten Sachen zur Verfügung stehen. Gegebenenfalls müssen Computer, Computerzugänge, Schlüssel und ein Email-Konto bereitgestellt werden.

2. Die Einführung am ersten Ausbildungstag

Der große Tag ist da: Der wahrscheinlich ziemlich aufgeregte Azubi ist da und muss behutsam in das neue Team und seinem neuen Arbeitsplatz integriert werden. Vermittel Sicherheit und zeige, dass du dich auf das neue Team-Mitglied freust.

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2.1 Begrüßung durch den Chef

Wer als Chef oder Ausbildungsverantwortlicher persönlich die neuen Mitarbeiter begrüßt, signalisiert Wertschätzung. So können sich die Azubis im Unternehmen von Beginn an willkommen fühlen. Außerdem weiß der Auszubildende von Anfang an, wer sein höchster Vorgesetzter ist.

2.2 Erläuterung des Tagesablaufs

Wer weiß, was einen erwartet, wird sich sehr viel sicherer fühlen: Gebe deinem neuen Azubi daher einen Überblick über den geplanten Tagesablauf an seinem ersten Arbeitstag. So kann er auch gezielt Fragen stellen.

2.3 Einführung in Regeln und Abläufe

Auch wenn die meisten Informationen bereits schriftlich in der Einführungsmappe fixiert sind: Wichtig ist, dass alle relevanten Regeln, Abläufe und Prozesse genannt und ganz genau erklärt werden. Außerdem sollte für Fragen genügend Zeit eingeräumt werden. Außerdem sollte das Unternehmen, seine Ziele und Leistungen vorgestellt werden. Dies kann der Geschäftsführer oder ein langjähriger Mitarbeiter übernehmen.

2.4 Betriebsrundgang mit Vorstellung der Mitarbeiter

Der Betriebsrundgang vermittelt einen ersten Überblick über das Unternehmen und erleichtert dem Lehrling, sich schneller im Betriebe zurechtzufinden. Solch ein Rundgang ist außerdem eine gute Gelegenheit, die neuen Kollegen und die wichtigsten Ansprechpartner kennenzulernen. Stelle alle mit Namen und Position vor. Das senkt die Hemmschwelle beim Auszubildenden, bei Fragen und Problemen auf die jeweilige Person zuzugehen. Letztendlich erleichtert es sogar den Arbeitsprozess.

2.5 Erläuterung des Ausbildungsplans der nächsten Wochen und Monate

Analog zum Ablaufplan des ersten Ausbildungstages solltest du einen Überblick darüber geben, was in den nächsten Wochen auf den Auszubildenden zukommt. Erläutere, was der Azubi lernen wird, was du von ihm erwartest und wie du ihn dabei unterstützen wirst.

2.6 Einweisung am Arbeitsplatz

Bevor es mit der eigentlichen Arbeit losgeht, muss nun noch die konkrete Einweisung am Arbeitsplatz erfolgen. Hier spielen zunächst vor allem sicherheitsrelevante Aspekte eine wichtige Rolle.

3. Unsere Checkliste zum Ausbildungsstart

Vor Ausbildungsbeginn
Einführungsmappe vorbereiten Ablaufplan zum ersten Ausbildungstag erstellen
Informationen zum Ausbildungsbetrieb formulieren oder Broschüren nutzen
Liste mit wichtigen Ansprechpartnern im Betrieb anfertigen
Betriebsregeln auflisten (u. a. Arbeitszeiten, Regelungen im Krankheitsfall, Arbeitsschutzmaßnahmen, Hinweise zur Arbeitskleidung)
Sicherheitsbestimmungen auflisten
Berichtsheft hinzufügen
Tipps für den Ausbildungsstart hinzufügen
Arbeitsplatz einrichten (je nach Ausbildungsdauer) Werkbank bzw. Schreibtisch + Büroutensilien vorbereiten
Spint vorbereiten
Arbeitsschutzausrüstung bereitlegen (z. B. Gehörschutz)
Evtl. PC und E-Mail-Konten einrichten
Organisatorisches Ablaufpläne für den ersten Tag und die ersten Wochen erstellen
Betreuungspersonen bestimmen und Mitarbeiter informieren
Am ersten Ausbildungstag
Die Auszubildenden willkommen heißen Persönliche Begrüßung durch die Verantwortlichen
Erläuterung des Tagesablaufs
Unternehmensvorstellung und Einführung in Regeln und Abläufe
Betriebsrundgang mit Vorstellung der Mitarbeiter
Erläuterung des Ausbildungsplans
Einweisung am Arbeitsplatz

HAND-DRAUF-Redaktion

Von Werkzeug bis Unternehmensführung: Mit unseren Ratgebern wollen wir Handwerker*innen Antworten auf viele Fragen geben.

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