Zukunftsforscher im Interview

29. Januar 2020

Handwerk und Industrie zieht es wieder in die Stadt. Warum dies so ist und welche Folgen dies für das Handwerk bedeutet, erfahren wir von einem Experten: Matthias Horx ist Zukunftsforscher und beantwortet unsere dringendsten Fragen.

Matthias Horx gründete 1998 das Zukunftsinstitut mit Sitz in Frankfurt am Main und Wien, und gilt heute als einflussreichster Trend- und Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum. Für uns blickt er in die Glaskugel und verrät, wohin sich das Handwerk entwickeln wird.

Matthias Horx, Trend- und Zukunftsforscher (www.horx.com), Foto: Klaus Vyhnalek (www.vyhnalek.com)

In Berlin gibt es Manufakturen für Krawatten, Matratzen und Blutwurst: Werden städtische Manufakturen solche Nischen verlassen?

Matthias Horx: Allerdings. Manufakturen sind ja Verbindungen von handwerklicher Produktion mit viel Liebe und Individualität, plus ein wenig Mechanisierung und einem direkten Kundenkanal, der es erlaubt, ein treues und breites Publikum zu erreichen. Das ist die Zukunft des Handwerks in vielen Sparten, vor allem wo es um einmalige und innovative Produkte geht.

Wenn die Zukunft der Produktion in der Stadt liegt, was bedeutet das für Handwerks- und Produktionsunternehmen in ländlichen Gegenden?

MH: Dasselbe wie auch in der Stadt. Hier spielt das Internet eine noch größere Rolle, weil die Distanzen größer sind.

Jahrelang war Outsourcing das Stichwort. Warum findet Produktion jetzt wieder vor unserer Haustür statt?

MH: Das hat mehrere Gründe und Dimensionen. In der großen Dimension hat sich die Globalisierung totgelaufen, weil die Offshore-Rechnung nicht mehr aufgeht – in China sind inzwischen Arbeitsstunden nicht mehr wirklich billig, die Schwellenländer werden allmählich Wohlstandsländer. Außerdem gibt es einen generellen Trend zu lokalen »Beziehungs-Produkten«.

Viele Kunden möchten wissen, wo etwas herkommt, sie wollen in der postindustriellen Welt wieder einen direkten Draht zum Produzenten.

Viele Kunden möchten wissen, wo etwas herkommt, sie wollen in der postindustriellen Welt wieder einen direkten Draht zum Produzenten. Am deutlichsten sieht man das am Regionalitätstrend im Food-Bereich. Die ökologische Frage wird immer wichtiger, und da geht es auch um Transportwege.

Vielen Dank für das Gespräch.

15½ Regeln für die Zukunft

Zukunftsängste überwinden und die Funktion von Wandel verstehen: Dies und einige Themen mehr behandelt das Buch von Matthias Horx, erschienen im August 2019.

15½ Regeln für die Zukunft: Anleitung zum visionären Leben. ISBN: 9783430210133, Hardcover, Preis: 25,00 Euro inkl. MwSt.

Deborah

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