Rückenschonendes Arbeiten im Handwerk

25. August 2020

Viele Handwerksberufe gehen mit starker körperlicher Belastung einher: Langes Stehen, Arbeit im Knien oder schweres Heben gehören für viele Handwerker zum Alltag. Wir widmen uns heute dem Rücken. Welches die häufigsten Rückenleiden sind und wie du sie effektiv vorbeugen kannst, haben wir dir hier zusammengetragen.

Da die meisten handwerklichen Arbeiten unter unergonomischen Bedingungen verrichtet werden, ist es kein Wunder, dass über die Hälfte der Beschäftigten früher oder später über Rückenprobleme klagt. Besonders betroffen sind Gewerke, in denen Handwerker lange in einer Position verharren müssen, zum Beispiel Fliesenleger, die längere Zeitraum knien, oder Maler, die über Kopf arbeiten.

Die Folgen von einseitiger Belastung: Bandscheibenvorfall oder muskuläre Dysbalance. Durch die ungleichmäßige Belastung verkrampft der überforderte Muskel und beginnt zu schmerzen.

Wie viele Arbeitnehmer unter Rückenschmerzen leiden, hat unter anderem die Krankenkasse AOK untersucht. So konnten im Jahr 2017 knapp 22,5 Prozent der der Krankmeldungen auf Erkrankungen des Muskel-Skelett-Apparates zurückgeführt werden. Die am häufigsten Betroffenen Gewerke waren laut Studie Zimmerei, Dachdeckerei sowie das Maurerhandwerk.

Ergodynamik schafft Abwechslung für Skelett und Muskulatur

Aus Dynamik und Ergonomie setzt sich das Wort Ergodynamik zusammen. Es bezeichnet die Verbindung von schonenden Maßnahmen, zum Beispiel mithilfe ergonomischer Werkzeuge, und aktivierenden Maßnahmen, zum Beispiel abwechslungsreiche, vollstände Belastung des Bewegungsapparats. Der aktive Wechsel von Be- und Entlastung am Arbeitsplatz ist das Ziel, um einem monotonen Bewegungsablauf entgegenzuwirken.

Einige Tipps kannst du sofort umsetzen:

  • Wechsel aktiv während der Arbeit deine Körperhaltung
  • Besuche eine Rückenschule: Diese wird in Form von Schwimmkursen oder Gymnastik angeboten und in der Regel von der Krankenkasse bezahlt
  • Wer viel im Alltag steht, sollte darauf achten, dass das Gewicht gleichmäßig auf beiden Beinen verteilt ist
  • Ausgleichsbewegungen wie Kreisen der Füße, Anziehen der Zehen oder Strecken der Arme entlasten den unteren Rücken

Heben und Bücken, aber richtig

Durch richtiges Bücken und Heben kann der Rücken enorm entlastet werden. In erster Linie gilt: Spiele nicht den Helden, sondern frage einen Kollegen um Hilfe, wenn du sehr schwere Sachen stemmen musst.

Beachte folgende Ratschläge, um deinen Rücken beim Hochheben von schweren Gegenständen zu entlasten:

  1. Stelle die Beine etwas weiter als schulterbreit auseinander
  2. Gehe mit geradem Rücken in die Hocke
  3. Achte darauf, dass die Schultern gerade sind
  4. Halte den Gegenstand fest und körpernah
  5. Gehe langsam mit durchgestrecktem Rücken nach oben

Mit den richtigen Werkzeugen den Körper entlasten

Es gibt mittlerweile viele Hersteller, sowohl von Elektrowerkzeugen als auch von Handwerkzeug, die enorme Anstrengungen in die Entwicklung ergonomischer Produkte stecken. Professionelles Elektrowerkzeug von Marken wie Bosch, Festool, Makita und Metabo zeichnen sich durch eine geringe Vibration aus. Langes Arbeiten gestaltet sich aufgrund einer leichten, kompakten Bauweise ebenfalls angenehm. Handwerkzeug für Profis – zum Beispiel von Hazet, Wiha oder Gedore – besitzen ergonomische Handgriffe oder arbeiten motorgestützt, sodass Schultern und Hände entlastet werden.

Weitere Hilfsmittel, die den Handwerker entlasten:

  • Statt den schweren Werkzeugkoffer in einseitiger Belastung zu tragen, nutze einen Trolly
  • Achte beim Kauf eines Akku-Bohrschraubers oder Bohrhammers auf eine Kick-Back-Control-Funktion. Diese sorgt bei starkem Widerstand für ein automatisches Abschalten des Motors und Gelenke werden geschont
  • Trage bei knienden Arbeiten hochwertige Knieschoner, um einen festen Stand zu gewährleisten und deine Knie zu schützen

Garten- und Landschaftsbau auf Körperhaltung achten

Die meisten Gartenarbeiten finden am Boden statt. Dennoch solltest du möglichst wenig gebückt und somit kopfüber arbeiten. Diese Haltung ist für deinen Rücken sehr schädlich. Finde eine stabile kniende oder hockende Haltung. Achte darauf, den Rumpf zu strecken. Nutze unbedingt Werkzeug, bei dem sich die Länge des Stiels auf deine individuelle Körpergröße anpassen lässt. Bei Arbeiten mit Schaufel oder Spaten, versuche den Rücken zu schonen und stattdessen die Kraft aus den Beinen heraus aufzuwenden.

HAND-DRAUF-Redaktion

Von Werkzeug bis Unternehmensführung: Mit unseren Ratgebern wollen wir Handwerker*innen Antworten auf viele Fragen geben.

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