Recycling von Baustoffen

30. September 2020

Mit Einführung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes sind Recyclingprozesse alltäglich geworden. So findet sich im Handel wie selbstverständlich Produkte aus recyceltem Papier oder Plastik. Recycelte Baustoffe sind hingegen vergleichsweise neu. Wir haben uns Gips- und Betonrecycling einmal genauer angeschaut.

Bitte in hochwertig! In der Baubranche weiß man: Ohne qualitativ einwandfreie Baustoffe geht es nicht. Traditionell werden deshalb natürliche Vorkommen der Umwelt angezapft, um bestimmte Baustoffe einfach und schnell zu erhalten. Ihre Menge ist in der Regel aber begrenzt. Entweder sind Vorkommen knapp oder es können keine neuen Abbaugebiete ausgerufen werden. Das zwingt den Bau zum Umdenken. Die Zukunft liegt in der Wiederaufbereitung gebrauchter Baustoffe. Sie werden in Folge von Sanierungsarbeiten, Umbau und Rückbau wieder verfügbar. Bauschutt aus Kies, Ziegel, Beton, Mörtel und anderem erhält so in Form neuer Baustoffe ein zweites (oder drittes, viertes, fünftes … ) Leben.

Kurze Einordnung: Downcycling und Recycling von Baustoffen

Grundlegend ist es wichtig, vorab genau zwischen zwei Prinzipien zu unterscheiden: Beim Downcycling handelt es sich um eine Wiederverwendung von Material mit letztlich geringerer Qualität und Funktion als zuvor. Verbreitete Beispiele hierfür sind eingesetzter Bauschutt im Straßenbau oder bei Erdbauanwendungen, beispielsweise für einen Lärmschutzwall. Wenn der Bauschutt einmal als Straßenbelag oder Lärmschutzwall verbaut wurde, ist er dem Materialkreislauf entnommen. Das ist kein echtes Recycling.

Beim echten Recycling hingegen werden die aufbereiteten Stoffe zu Sekundärrohstoffen. Ein Teil von ihnen wird zwar anders als bisher, jedoch bei gleichbleibend hoher Qualität genutzt. Nachhaltiges Bauen beim Rückbau von Häusern heißt deshalb: einen möglichst großen Recycling-Anteil der alten Materialien erreichen.

Recycling von Gips findet bisher zu wenig statt

Produkte aus Gips kommen in der Baubranche im großen Stil zum Einsatz: in Dachziegeln, Estrich, Mauerputz – um nur einige Bereiche zu nennen. Ihre großflächige Verwendung stellt in punkto Nachhaltigkeit auf dem Bau eine Herausforderung dar. Aktuell wird ein Großteil des Gipsabfalls ins Ausland transportiert. Denn: In Deutschland fehlt aktuell ein großflächiger Mechanismus, um Gips in seiner vielfältigen Form zu recyceln. Einer der größten Nachteile: Gipsabfälle gehören auf eine spezielle Deponie. Das erschwert schon aus logistischen Gründen die Wiederaufbereitung. Außerdem ist es erforderlich, Gipsmüll mehrfach zu sieben und zu zerkleinern, um ihn wiederverwenden zu können. Das ist sehr aufwendig und recycelter Gips daher kostspielig.

Das Abbauen von Naturgips kann keine dauerhafte Lösung sein. Die Gipshersteller arbeiten deshalb intensiv daran, mehr und mehr Recyclinggips, auch RC-Gips genannt, zu produzieren. Die Kehrseite der Medaille: Dieser Prozess steht erst am Anfang. Es muss ein großflächiger Wandel in der ganzen Branche hin zu nachhaltigem RC-Gips erfolgen.

Betonrecycling: erkennbare Fortschritte

Neben recyceltem Gips ist auch recycelter Beton für die Baubranche besonders zukunftsträchtig. Als Recyclingbeton, kurz RC-Beton, versteht man gemäß EU-Norm 206-1 allen wiederaufbereiteten Beton mit einem Anteil von 25 Prozent Mischabbruchgranulat oder Betongranulat – es darf auch mehr sein.

Die erste heute gängige und schon etablierte Praxis stellt das Frischbetonrecycling dar: Wie der Name sagt, kommt hierbei Frischbeton zum Restwasserrecycling. Wie das geht? Man wäscht in den Fertigungsanlagen Mörtel- oder Betonreste lange aus. Entstehendes Restwasser und Gesteinskörnung nutzt man wiederholt als Betonausgangsstoffe. 

In der Folge erreicht man hochwertigen Recyclingbeton – entweder aus Betongranulat oder aus Mischgranulat. Sie unterscheiden sich an ihren Zutaten: Ersteres enthält zu mindestens 95 Prozent reinen Betonbruch. In der Folge erhält man daraus exzellenten RC-Beton. Die zweite Variante, aus Mischgranulat, stellt einen Mix aus Betonbruch und Mauerwerksbruch dar. Dieses enthält oft auch Ziegel oder Backstein. Hieraus hergestellter RC-Beton ist ausreichend für einfache Materialien wie Mager- und Füllbeton.

Nutzt du recycelte Baustoffe? Lass uns einen Kommentar da!

Kai

Als freier Texter mit Fokus auf Website-Kommunikation und Online-Magazine unterstützt Kai Unternehmen aus Berlin und ganz Deutschland.

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1 Kommentar

  1. Tyler Padleton

    Vielen Dank für diesen informativen Beitrag zum Baustoffrecycling! Ich helfe meinem Bruder gerade ein bisschen bei der Haussanierung und habe ihm zugesagt, nach Informationen zu suchen, wie verschiedene Baustoffe recycelt werden müssen. Ich wusste gar nicht, dass es auch sowas wie Recyclingbeton gibt!

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