Interview: Handwerk HAUTnah

24. Juli 2021

In ihrer Berliner Praxis behandelt Frau Dr. Yael Adler tagtäglich Patienten und ihre Haut. Mit uns hat sie über das Thema Haut und Handwerk gesprochen.

Dr. Yael Adler (© Thomas Duffé)

Wieso ist Sonnenschutz so wichtig für die Haut?

Dr. Yael Adler: Besonders hellhäutige Menschen haben einen nur geringen Eigenschutz gegen die Sonne von circa 10 – 30 Minuten. Sobald ein längerer Zeitraum in der Sonne verbracht wird, muss man die Haut zusätzlich schützen – sonst drohen Sonnenbrand und chronische Sonnenschäden, wie Sonnenflecken, erweiterte Äderchen, Rauigkeit und Hautkrebs.

 

Was sind Ihre Empfehlungen zum richtigen Sonnenschutz?

Dr. YA: Gegen die beschriebenen Spät- und Sofortfolgen kann man sich nach dem Grundsatz »meiden, kleiden, cremen« schützen. Die pralle Sonne sollte möglichst gemieden werden. Wenn das nicht geht, schützt dicht gewebte, aber lockere Kleidung. Alle Körperareale, die man nicht mit Kleidung abdecken kann, schützt Sonnencreme. Etwa 1,5 – 2 Schnapsgläser sind eine angemessene Menge Sonnencreme für Gesicht und Körper.

 

Was bedeutet UVA- und UVB-Strahlung?

Dr. YA: UVB-Strahlung ist der Auslöser für Sonnenbrand, gesteigertes Hautkrebsrisiko, Verdickung der Haut und Bräunung. UVA-Strahlung erhöht ebenfalls das Hautkrebsrisiko und beschleunigt die Hautalterung. Der Lichtschutzfaktor von Sonnencreme zeigt nur den Schutz gegen UVB-Strahlung an. Das Problem: In einigen Sonnencremes ist kein Schutz gegen UVA-Strahlung enthalten. So kann UVA-Strahlung unserer Haut schaden, ohne dass wir es merken, da diese Strahlung nur Langzeitschäden und keinen Sonnenbrand auslöst. Deshalb immer darauf achten, dass auf der Sonnencreme UVA in einem Kreis abgebildet ist. Das bedeutet, dass ein gleichwertiger UVA- und UVB-Schutz gegeben ist.

 

Was bedeutet der Lichtschutzfaktor auf Sonnencremes?

Dr. YA: Der Lichtschutzfaktor beschreibt um ein wieviel-faches der hauteigene Sonnenschutz erhöht wird. Bei LSF 50 und einem Eigenschutz von circa 10 Minuten bedeutet das einen Schutz von etwa 8 Stunden. Diesen Zeitraum aber lieber nicht ausreizen und auch mal nachcremen!

 

Gut zu wissen: Eine gute Sonnenschutzergänzung ist es, täglich ein Glas Karottensaft mit einigen Tropfen Öl zu trinken. Es erhöht den körpereigenen Sonnenschutz um das zwei- bis dreifache, repariert Hautschäden und erzeugt eine leichte Orangefärbung der Haut, die Studien zufolge sogar noch attraktiver wirkt, als sonnengebräunte Haut.

Was hilft am besten gegen raue Handwerkerhände?

Dr. YA: Eine Verdickung der Haut ist eine normale Reaktion auf Belastung. Wenn diese als unangenehm empfunden wird, können Handschuhe bei der Druckreduktion helfen. Eine hochprozentige Harnstoffsalbe oder eine Creme mit Salicylsäure können Horn außerdem abweichen und reduzieren – einfach über Nacht einweichen lassen. Ansonsten sollte man keine alkalischen Seifen beim Händewaschen verwenden, sondern lieber auf milde beziehungsweise saure Waschsubstanzen zurückgreifen – das gilt auch fürs Duschen. Ein Beispiel ist ein seifenfreies Waschstück ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe. So bleibt der Säureschutzmantel der Haut erhalten. Nach dem Waschen kann man trockene und raue Haut mit Fettsalbe eincremen. Eine weitere Möglichkeit ist Shea-Butter. Sie enthält Vitamin A und E und die enthaltenen Fette ähneln unseren natürlichen Hautfetten und können sie ersetzen.

 

Momentan wird mehr desinfiziert. Was bedeutet das für unsere Haut und Hände?

Dr. YA: Desinfizieren ist nicht gut für die Haut und entfettet sie. Eine normale Handwäsche ist im Regelfall ausreichend und Desinfektion sollte, außerhalb von Arztpraxen und Kliniken, die Ausnahme bleiben. Insgesamt sollte man entweder desinfizieren oder waschen, aber nicht beides. Wer desinfiziert und danach wäscht, löst mit dem Desinfektionsmittel erst die natürliche Fettschicht und wäscht sie dann auch noch ab. Im besten Fall enthalten Desinfektionsmittel Rückfetter.

 

Wie pflegt und reinigt man kleine Wunden richtig?

Dr. YA: Kleine Wunden sollten sorgfältig desinfiziert werden, zum Beispiel mit Octenidin Spray. Vor dem Weiterarbeiten am besten ein Schutzpflaster draufmachen, um vor Schmutz und weiteren Schmerzen zu schützen. Eine PVP Jodsalbe unter dem Pflaster sorgt für einen dauerhaften desinfizierenden Effekt.

 

Was sind die größten Fehler, die man bei der Hautpflege machen kann?

Dr. YA: Einer der größten Fehler im Umgang mit der Haut ist ein Übermaß an Pflege. Es gilt: Weniger ist mehr. Alle Bestandteile der Haut, auch Hornschuppen, haben einen Sinn und es gibt keinen Grund, Peelings oder Seife zu verwenden. Man sollte sich nur mit warmem Wasser waschen. Krisenherde, wie zum Beispiel die Achseln und die Hände, können mit dem vorher beschriebenen Waschzeug gewaschen werden. Ein nur mit Wasser geduschter Körper ist gesünder, hat eine bessere Abwehr, einen besseren Körpergeruch und neigt zu weniger Infekten. Der Haut ist es ziemlich egal, wenn ein wenig Make-up-Reste oder Staub auf ihr verbleibt. Porentiefes Reinigen hingegen verträgt die Haut nur schlecht und es führt zu den meisten Hautproblemen.

 

Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr Informationen gibt es auf dradler-berlin.de

HAND-DRAUF-Redaktion

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