Gehörschutz: So vermeidest du Hörschädigungen

17. Juli 2021

Sie zählt zu den häufigsten Berufskrankheiten, kann aber mit dem richtigen Schutz vermieden werden: die Lärmschwerhörigkeit. Wir erklären, wann eine Hörschädigung entstehen kann und zeigen auf, mit welchen vorbeugenden Gehörschutzmaßnahmen sich diese vermeiden lässt.

Lärm macht krank – das gilt für bestimmte Berufsgruppen in besonderem Maße. Gerade bei Beschäftigten auf dem Bau oder in der Forstwirtschaft führt eine Hörschädigung die Liste der Berufskrankheiten an. Dabei kann richtig – und vor allen Dingen rechtzeitig und konsequent – eingesetzter Lärm- und Gehörschutz Gesundheitsschäden durchaus vermeiden. Ist die Hörschädigung allerdings erst einmal vorhanden, kommt der Einsatz von Schutzmaßnahmen zu spät. Die Folgen sind ernst zu nehmen, denn Lärmschwerhörigkeit ist irreparabel. Das Gleiche gilt für den durch Lärm und Stress ausgelösten Tinnitus, einen dauerhaften Pfeif- und Piepton im Ohr. Er kann ein Leben lang bleiben. Beide Hörschädigungen haben schwerwiegende Folgen, denn oft haben Betroffene durch die Beeinträchtigungen mit einem erheblichen Verlust an Lebensqualität zu kämpfen.

Nicht zu vergessen: Bei Lärm leidet nicht nur das Gehör. Extremer oder dauerhafter Lärm wirkt auch auf den gesamten Körper. Dabei gilt: Je höher der Lärmpegel, desto höher der Stresspegel. Und das kann langfristig unter anderem zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Störungen des Verdauungssystems führen. Auch das Unfallrisiko steigt bei Stress. Die Konzentration sinkt und die Gefahr, Fehler zu machen, steigt.

 

So macht Schall krank:

Erwiesen ist: Das Gehör leidet ab einem Schallpegel von 85 Dezibel. Ist man über einen längeren Zeitraum Lärm mit dieser Intensität ausgesetzt ist – und zwar ohne Schutzmaßnahme – erleidet man langfristig gesundheitliche Schäden. Liegt der Schallpegel sogar über 100 Dezibel, können am Gehör bereits nach 15 Minuten dauerhafte Schäden entstehen. Und damit du dir die Kraft und schädigende Wirkung von Schall besser vorstellen kannst: Der Schalldruck ist an der Schmerzgrenze circa drei Millionen mal so groß ist wie der Schalldruck an der Hörschwelle.

 

Was Arbeitgeber beachten müssen

Unternehmen sind dazu verpflichtet, im Rahmen der betrieblichen Gefährdungsbeurteilung eine Lärmmessung vorzunehmen. Entsprechend müssen je nach Gefährdungssituation auch bestimmte Maßnahmen ergriffen werden. Gesetzlich vorgeschrieben ist nach der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung TRLV, dass ab einer täglichen Lärmeinwirkung von 85 Dezibel bei einem achtstündigen Arbeitstag das Tragen von Gehörschutz am Arbeitsplatz Pflicht ist. Außerdem müssen Arbeitgeber Ihren Angestellten bereits ab 80 Dezibel  einen kostenlosen Gehörschutz zur Verfügung stellen. Die höchsten Lautstärkepegel, die kurzfristig erreicht werden, dürfen zudem nicht mehr als 135 Dezibel betragen.

 

Bei der Bereitstellung von Gehörschutz muss Folgendes beachtet werden:

  1. Anforderungen im Betrieb

Der passende Gehörschutz muss je nach Lärmbelastung und Art der ausgeübten Tätigkeiten ausgewählt werden. Berücksichtigt werden muss dabei zum Beispiel, ob ein Helm bei der Arbeit Pflicht ist und ob Mitarbeiter trotz Gehörschutz Gesprächen gut folgen sollen.

  1. Richtige Verwendung des Gehörschützes

Die richtige Handhabung von Gehörschutz sowie die Motivation, diesen auch wirklich zu tragen, sind wichtig. Eine regelmäßige Schulung der Mitarbeiter sollte daher mindestens viermal jährlich erfolgen.

  1. Mitarbeiter an der Auswahl beteiligen

Um zu motivieren, den notwendigen Gehörschutz wirklich einzusetzen, ist der Tragekomfort ausschlaggebend. Es ist daher sinnvoll, bei der Anschaffung der Gehörschützer die eigenen Mitarbeiter an der Auswahl zu beteiligen. Das erhöht nicht nur die Motivation zum Tragen des Schutzes, sondern kann den Betrieb auch vor kostspieligen Fehlkäufen bewahren.

Den passenden Gehörschutz finden

Am häufigsten werden die folgenden Gehörschutzvarianten verwendet:

 

Kapselgehörschutz

Der Kapselgehörschutz ist ideal für den kurzfristigen Einsatz  oder bei häufigem Auf- und Absetzen. Zudem ist er eine gute Alternative, wenn andere Gehörschutzvarianten, die direkt in den Gehörgang eingeführt werden, nicht vertragen werden. Optisch ähneln die geschlossenen Kapseln Kopfhörern. Unterschieden werden beim Kapselgehörschutz Modelle mit Kopf-, Nacken- oder Kinnbügel. Zudem gibt es Varianten, die nur für die Montage an einen Arbeitshelm geeignet sind. Bei Bedarf findest du auch Modelle mit einer zusätzlichen Kommunikationseinrichtung wie Sprechfunk. Für einen zuverlässigen Schutz sollten Kapselgehörschützer unbedingt individuell an den Träger angepasst werden. Das heißt, die Bügel müssen so eingestellt werden, dass sie nicht verrutschen. Wichtig ist auch, dass die Seitenkennzeichnung beachtet wird. Ein falsch herum aufgesetzter Kapselgehörschutz hat eine geringere Schutzwirkung.

 

Gehörschutzstöpsel

Beliebt als Gehörschutz sind auch sogenannte Gehörschutzstöpsel, also vorgefertigte Ohrenstöpsel, die in den Gehörgang eingesetzt werden. Sie eignen sich als Schutzmaßnahme besonders bei unregelmäßigem Gebrauch, wenn kein Kapselgehörschutz getragen werden darf oder eine andauernde Lärmeinwirkung gegeben ist. Außerdem sind sie als Schutzmaßnahme geeignet für Brillenträger und bei starker Schweißproduktion. Unterschieden werden Schaumstoffstöpsel, die vor dem Einführen ins Ohr geformt werden müssen, und vorgefertigte Gehörschutzstöpsel, die direkt eingesetzt werden können. Nachteil der Schaumstoffvariante: Bei niedriger Umgebungstemperatur verhärten sie schnell und müssen vor dem Einsetzen angewärmt werden.

 

Otoplastiken

Die teuerste aber eben auch effektivste Schutzmaßnahme bei Lärm sind Gehörschutz-Otoplastiken. Eingesetzt werden sie bei dauerhaftem Gebrauch beziehungsweise bei dauerhaftem Lärm. Otoplastiken sind besonders komfortabel, denn sie werden wie ein Hörgerät im Ohr getragen und werden von einem Hörgeräteakustiker individuell angefertigt. Erforderlich ist zudem eine regelmäßige Wartung. Unterschieden werden dabei Hartotoplastiken aus Polyacrylat oder Nylon und Weichotoplastiken aus Silikon. Das Besondere: Der Gehörschutz kann ergänzend mit Filtertechnik ausgestattet werden, so dass störender Lärm gedämpft wird, aber Gespräche noch gut wahrgenommen werden können.

 

Wichtig zu wissen VOR dem Kauf:

Werden Gehörschützer nicht korrekt verwendet – und das ist leider oft der Fall – beeinträchtigt dies die Schutzwirkung. Umso wichtiger ist es daher, Korrekturwerte für die Dämmwirkung der Gehörschützer zu berücksichtigen. Diese müssen von den Herstellerangaben abgezogen werden und betragen in der Regel bei Gehörschutzstöpseln 9 dB, bei Gehörschutzkapseln 5 dB und bei Otoplastiken 3 dB.

HAND-DRAUF-Redaktion

Von Werkzeug bis Unternehmensführung: Mit unseren Ratgebern wollen wir Handwerker*innen Antworten auf viele Fragen geben.

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